Wärmepumpe im Altbau – Geht das überhaupt?
Wärmepumpen gelten als die Heizlösung der Zukunft – effizient, klimafreundlich und langfristig kostensparend. Doch sobald das Wort Altbau fällt, sind viele verunsichert. Immer wieder höre ich Fragen wie: „Funktioniert eine Wärmepumpe überhaupt in meinem alten Haus?“ oder „Lohnt sich das wirklich?“
Die kurze Antwort: Es kommt drauf an.
Die lange Antwort schauen wir uns jetzt gemeinsam an.
In diesem Beitrag erfährst du, worauf es ankommt, wenn du eine Wärmepumpe im Altbau betreiben willst. Wir klären, was überhaupt als Altbau gilt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Möglichkeiten du hast, dein Zuhause effizient und zukunftssicher zu beheizen – ohne gleich eine Komplettsanierung durchziehen zu müssen.
Also, los geht’s.
Was ist ein Altbau und wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Zuerst müssen wir zwei Dinge klären.
Was ist überhaupt ein Altbau?
Wie funktioniert eine Wärmepumpe und was braucht sie, um effizient zu laufen?
Die Frage nach dem Altbau ist wichtig, weil es im Kern um den Wärmeverlust des Gebäudes geht.
Den versuchen wir mit einem Wärmeerzeuger, also der Wärmepumpe, und einem Verbraucher wie Heizkörper oder Fußbodenheizung auszugleichen.
Wenn wir jetzt eine Heizlastberechnung durchführen würden, wäre die entscheidende Frage: Wie hoch ist die Heizlast?
Dafür unterteilen wir Gebäude in Baualtersklassen, um besser zu verstehen, wie gut der Dämmstandard ist.
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Gebäude nach 1995 haben in der Regel einen hohen energetischen Standard. Sie sind gut geeignet für eine Wärmepumpe.
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Gebäude von 1979 bis 1994: Durch die Ölkrise 1977 kam die erste Wärmeschutzverordnung. Diese Gebäude sind teilweise gedämmt, daher grundsätzlich geeignet, aber man sollte eventuell an einigen Stellen nachbessern.
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Alles vor 1979: energetisch meistens schlecht, da wurde noch nicht an Dämmung gedacht. Diese Gebäude bezeichnen wir im heutigen Beitrag als Altbau.
Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Eine Wärmepumpe nutzt einen Kreislauf, um Umweltwärme (aus Luft, Erdreich oder Grundwasser) auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen.
Das passiert über ein Kältemittel, das unter bestimmten Druckbedingungen schon bei niedrigen Temperaturen kondensiert.
In einem geschlossenen Kreislauf wird dieses Kältemittel:
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im Entspannungsventil entspannt
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nimmt dabei Wärme aus der Umgebung auf
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wird im Kompressor verdichtet
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gibt die Wärme an das Heizsystem ab
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und der Prozess beginnt von vorn
Damit dieser Prozess effizient funktioniert, braucht die Wärmepumpe lange Laufzeiten, konstante Wärmeerzeugung und niedrige Vorlauftemperaturen.
Warum wird also oft gesagt, dass Wärmepumpen im Altbau nicht funktionieren?
Weil die Bedingungen dort häufig nicht optimal sind.
Wenn die Wärmepumpe ständig taktet oder der Heizstab dauerhaft mitläuft, steigt der Stromverbrauch massiv.
JAZ und COP – zwei wichtige Kennzahlen
Ein guter Richtwert zur Bewertung der Effizienz ist die JAZ (Jahresarbeitszahl) oder der COP (Coefficient of Performance).
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Die JAZ gibt die durchschnittliche Leistungszahl im Jahr an.
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Der COP ist die Leistungszahl unter Laborbedingungen.
Beispiel: Wenn du 1 Kilowatt Strom reinsteckst und 3 Kilowatt Wärme rausbekommst, hast du eine JAZ von 3.
Beim Heizstab liegt das Verhältnis fast bei 1 zu 1, also viel ineffizienter.
In Altbauten wurde früher oft mit Vorlauftemperaturen von 75 Grad gearbeitet, was mit einem Ölkessel kein Problem war.
Heizkörper waren darauf ausgelegt.
Mit einer Wärmepumpe, die niedriger fahren muss, reicht das nicht mehr aus.
Das Ergebnis: Unterdeckung und ineffizienter Betrieb.
Zwei Lösungsansätze
Damit die Wärmepumpe trotzdem funktioniert, hast du zwei Optionen:
1. Heizflächen vergrößern
2. Gebäude dämmen und damit die Heizlast senken
1. Heizflächen anpassen
Nehmen wir ein Beispiel.
Du hast einen alten Gussheizkörper im Wohnzimmer und eine Raumheizlast von 3 Kilowatt.
Der Raum ist 25 Quadratmeter groß, das ergibt eine spezifische Heizlast von 120 Watt pro Quadratmeter.
Mit Fußbodenheizung kommst du hier nicht weiter.
Die schafft in der Regel maximal 100 Watt pro Quadratmeter.
Eine höhere Vorlauftemperatur wäre bei FBH nicht sinnvoll.
Also bleiben Heizkörper.
Hier kann man zum Beispiel von Typ 22 auf Typ 33 Plattenheizkörper wechseln oder längere Modelle einbauen.
Alternativ: Niedertemperaturheizkörper mit Ventilatoren, um die Konvektion zu verbessern.
Dafür brauchst du aber einen Stromanschluss in der Nähe.
2. Dämmen und energetisch sanieren
Muss man jetzt gleich das komplette Haus für 200.000 Euro neu einpacken?
Nein, kann man – muss man aber nicht.
Lass dir einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellen.
Besprich mit deinem Energieberater, welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Vielleicht gibt es sowieso geplante Arbeiten oder Bauschäden, die du nutzen kannst.
Alles, was du tust – ob Dämmen oder Heizkörper vergrößern – verbessert die JAZ und senkt die Heizlast.
Oft reicht eine Maßnahme schon aus, um dein Gebäude wärmepumpentauglich zu machen.
In vielen Fällen wurden bereits Dinge gemacht, ohne dass man es genau weiß.
Vielleicht wurden Fenster getauscht oder das Dach neu eingedeckt und dabei gleich mitgedämmt.
Das kann bereits genügen.
Sprich mit einer Fachkraft und lass dir das Ganze ordentlich durchrechnen.
Bivalente Systeme als Lösung
Gerade im Mehrfamilienhaus kann eine bivalente Lösung sinnvoll sein.
Das bedeutet:
Die Wärmepumpe übernimmt die Versorgung in der Übergangszeit.
Wenn es richtig kalt wird, springt ein zweiter Wärmeerzeuger ein – zum Beispiel eine Gastherme und übernimmt die Spitzenlast.
Fazit
In den meisten Fällen ist viel mehr möglich, als man zunächst denkt.
Schon mit kleinen Maßnahmen lassen sich große Effekte erzielen.
Hol dir einen kompetenten Gebäudeenergieberater oder Heizungsbauer, lass eine detaillierte Heizlastberechnung machen, und du hast bald eine kostengünstige und umweltfreundliche Lösung für dein Zuhause.