So ermittelst du die richtige Vorlauftemperatur
Ist es im Haus zu kalt oder verbraucht die Heizung übermäßig viel Energie, könnte dies auf eine falsch eingestellte Vorlauftemperatur hinweisen. Die Vorlauftemperatur hat einen wesentlichen Einfluss auf die Effizienz Ihrer Heizungsanlage. Durch eine korrekte Einstellung können Sie sowohl Energie als auch Heizkosten einsparen. Im Folgenden erläutern wir, welche Faktoren die Vorlauftemperatur beeinflussen und wie Sie sie richtig einstellen können.
Inhalt im Überblick
- Vorlauftemperatur erklärt in wenigen Worten
- Die ideale Vorlauftemperatur in drei Schritten einstellen und Kosten sparen
- Durch eine Heizlastberechnung lässt sich der energetische Zustand des Gebäudes ermitteln
Vorlauftemperatur erklärt in wenigen Worten
Die Vorlauftemperatur der Heizung bezeichnet die Temperatur des Heizwassers beim Austritt aus dem Wärmeerzeuger. In der Regel ist diese Temperatur hoch, wenn ein Gebäude viel Energie benötigt, und sinkt mit zunehmender Effizienz. In älteren, ungedämmten Häusern mit kleinen Heizkörpern sind im Winter oft Temperaturen zwischen 55 und 90 Grad Celsius erforderlich. Hingegen reichen in energetisch sanierten und neuen Häusern mit effizienten Heizsystemen auch an kalten Wintertagen Vorlauftemperaturen von 35 Grad Celsius oder weniger aus, um für wohlige Wärme zu sorgen.
Die optimale Vorlauftemperatur des Heizwassers wird vom Wetter beeinflusst
Da sich die Bedingungen im Haus im Laufe des Jahres ständig ändern, variiert auch die optimale Vorlauftemperatur. Bei niedrigen Außentemperaturen im Winter muss sie beispielsweise hoch sein, während bei wärmerem Wetter ein niedrigerer Wert ausreicht.
Die Differenz zwischen Vor- und Rücklauftemperatur ist von großer Bedeutung
Die Vorlauftemperatur steht immer im Zusammenhang mit der Rücklauftemperatur. Während des Betriebs pumpt die Heizung warmes Wasser über die Heizungsrohre zu den Heizflächen, wo es Wärme an den Raum abgibt und dabei abkühlt. Danach fließt es als Rücklaufwasser zurück zum Kessel, um den Heizkreislauf erneut zu durchlaufen. Der Unterschied zwischen Vor- und Rücklauftemperatur, auch Spreizung genannt, wird in Kelvin (K) angegeben. Da der Temperaturunterschied in Grad Celsius und Kelvin identisch ist, ist dieser Aspekt weniger relevant.
Eine hohe Temperaturspreizung bedeutet, dass weniger Wasser durch das Heizungssystem zirkulieren muss, um die gleiche Energiemenge zu transportieren. Bei einer sehr niedrigen Spreizung hingegen gibt das Heizmittel weniger Wärme ab, was zu einem höheren Massenstrom führt. Typische Werte sind zum Beispiel:
- Heizkörper – VL 70 °C – RL 55°C – Spreizung 15K
- Flächenheizung – VL40°C – RL 30°C – Spreizung 10K
Wie hoch sollte die Vorlauftemperatur der Heizung eingestellt werden?
Die Vorlauftemperatur sollte weder zu hoch noch zu niedrig eingestellt werden. Zu hohe Vorlauftemperaturen verursachen erhöhte Wärmeverluste über die Verteilleitungen, kleinere Massenströme und weniger gut regelbare Heizkörper. Eine Überhitzung wird zwar durch die Thermostate verhindert, dennoch sind hohe Heizkosten zu erwarten.
Zu niedrige Vorlauftemperaturen hingegen sorgen dafür, dass das Haus nicht ausreichend warm wird. Außerdem führen sie zu einer hohen Spreizung, einem erhöhten Heizwassermassenstrom und einem gesteigerten Verbrauch der Heizungspumpe.
Achtung: Wenn der Heizkörper nicht richtig warm wird, liegt das nicht immer an einer zu niedrigen Vorlauftemperatur. Ein ähnlicher Effekt kann auch auftreten, wenn Luft im Heizsystem vorhanden ist. In diesem Fall sind die Heizkörper oft ungleichmäßig warm und es können störende Geräusche auftreten.
Die ideale Vorlauftemperatur in drei Schritten einstellen und Kosten sparen
Wenn die Heizung über eine witterungs- oder außentemperaturgeführte Regelung verfügt, können Sie die Vorlauftemperatur mithilfe der Heizkennlinie (auch Heizkurve genannt) einstellen. Diese Kennlinie ist eine mathematische Funktion, die jeder Außentemperatur eine bestimmte Vorlauftemperatur zuordnet. Der Heizkessel kann so erkennen, welche Leistung erforderlich ist, um das Haus auf der gewünschten Temperatur zu halten. Die nachfolgenden Abschnitte zeigen Ihnen, wie Sie die Vorlauftemperatur richtig einstellen.
Schritt 1: Ein Protokoll anlegen und die Thermostate Einstellen (hydraulischer Abgleich)
Um die Vorlauftemperatur der Heizung korrekt einzustellen, ist ein sogenanntes Versuch-Irrtum-Verfahren erforderlich. Dabei werden die Einstellungen schrittweise reduziert, bis die Heizung alle Räume im Haus optimal beheizt. Es ist wichtig, dass Hausbesitzer jede Änderung, einschließlich der Einstellwerte, Vorlauf- und Außentemperaturen, sorgfältig dokumentieren. Außerdem sollten sie während dieses Prozesses die Position der Thermostate nach dem hydraulischen Abgleich unverändert lassen, um Messfehler zu vermeiden.
Mehr Informationen zum hydraulischen Abgleich finden Sie hier.
Achtung: Um die Vorlauftemperatur der Heizung richtig einzustellen, sollte dies erfolgen, wenn die Außentemperaturen unter fünf Grad Celsius liegen. Bei höheren Temperaturen sind die Auswirkungen von Anpassungen schwerer nachzuvollziehen.
Schritt 2: Die richtige Einstellung der Vorlauftemperatur
Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, kann die Vorlauftemperatur der Heizung über die Heizkurve angepasst werden. Hier können Hausbesitzer sowohl die Neigung als auch die Höhe der Kurve an ihr Gebäude anpassen. Die Höhe der Heizkurve ermöglicht es, die allgemeine Vorlauftemperatur zu erhöhen oder zu senken, während die Neigung den Einfluss der Außentemperatur auf die Heizleistung bestimmt. Eine flache, niedrige Kurve deutet auf ein energieeffizientes Gebäude oder ein Energiesparhaus hin, da die Vorlauftemperatur im Winter nur wenig ansteigt. Für ältere, unsanierte Gebäude ist hingegen eine steilere und höhere Kurve erforderlich, um die Heizmitteltemperatur an kalten Tagen stark zu erhöhen und die Wärmeverluste über die Gebäudehülle effektiv auszugleichen.
Achtung: Hausbesitzer sollten beim Einstellen der Vorlauftemperatur der Heizung stets nur geringfügige Anpassungen vornehmen.
Wichtig: Nach einer Sanierung verändert sich das thermische Verhalten eines Gebäudes. Falls Sie Ihr Haus nachträglich gedämmt oder alte Fenster und Türen ersetzt haben, sollten Sie die Vorlauftemperatur der Heizung neu einstellen. Durch eine Heizlastberechnung und einen hydraulischen Abgleich können die neuen Wärmeverluste ermittelt und die erforderlichen Voreinstellungen für die Thermostatventile berechnet werden.
Schritt 3: Betriebs- und Absenkzeiten der Heizung festlegen
Wer zusätzlich sparen möchte, kann gezielt Absenkzeiten für die Heizung einplanen. Während dieser Zeiten arbeitet der Kessel mit reduzierter Leistung und verbraucht weniger Energie. Besonders vorteilhaft ist dies zum Beispiel nachts oder tagsüber, wenn niemand zuhause ist, da das Gebäude dann nicht vollständig beheizt werden muss. Besonders Besitzer von Altbauten profitieren von diesen Absenkphasen, da der Effekt bei besser energetisch sanierten Gebäuden abnimmt. Der Grund dafür ist, dass die Außentemperaturen einen geringeren Einfluss auf den Wärmeverlust eines gut isolierten Gebäudes haben.
Der hydraulische Abgleich als Grundlage
Um die Vorlauftemperatur der Heizung korrekt einzustellen, ist es ratsam, einen hydraulischen Abgleich durchzuführen. Dabei berechnet ein Fachmann die Wärmeverluste des Gebäudes und ermittelt die optimalen Einstellwerte für die Heizung. Neben der Vorlauftemperatur und der Temperaturspreizung passt er auch den Heizwasserdurchfluss für die einzelnen Heizkörper an. Dies gewährleistet hohen Komfort und reduzierte Energiekosten.
Diese Faktoren sollten beim Einstellen der Vorlauftemperatur berücksichtigt werden:
Die Vorlauftemperatur wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter:
- der energetische Zustand des Gebäudes
- die Art und Größe der Heizflächen
- Typ des installierten Wärmeerzeugers
Durch eine Heizlastberechnung lässt sich der energetische Zustand des Gebäudes ermitteln
Ein entscheidender Faktor für die Vorlauftemperatur ist der energetische Zustand des Gebäudes. In alten, unsanierten Häusern sind die Wärmeverluste oft erheblich, weshalb eine höhere Vorlauftemperatur erforderlich ist, um diese Verluste auszugleichen. Im Gegensatz dazu benötigen energieeffiziente Gebäude in der Regel eine niedrigere Vorlauftemperatur, da sie selbst bei niedrigen Außentemperaturen nur wenig Wärme verlieren. In solchen Gebäuden bleibt die Temperatur des Heizungswassers weitgehend konstant. Daher empfehlen wir grundsätzlich, eine Heizlastberechnung gemäß der Norm 12831 durchzuführen.
Welche Heizflächen sind erforderlich?
Neben dem energetischen Zustand des Gebäudes beeinflusst auch die Art und Größe der Heizflächen die Vorlauftemperatur. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Vorlauftemperatur und den Verbrauchern. Allgemein gilt, dass bei größeren Heizflächen die erforderliche Temperatur sinkt. Dies zeigt sich besonders deutlich beim Vergleich zwischen Plattenheizkörpern und Flächenheizungen wie der Fußbodenheizung. Da eine Fußbodenheizung die gesamte Fläche eines Raumes zur Wärmeübertragung nutzt, kann die Vorlauftemperatur niedriger eingestellt werden, typischerweise unter 40 Grad Celsius. Im Gegensatz dazu benötigen kompaktere Heizkörper eine höhere Vorlauftemperatur, um dieselbe Energiemenge an den Raum abzugeben.
Typ des Wärmeerzeugers
Je nach installiertem Heizsystem kann die Vorlauftemperatur erheblichen Einfluss auf die Effizienz und die Energiekosten haben. Besonders niedrigere Vorlauftemperaturen sind vorteilhaft für Wärmepumpen, Solarthermieanlagen und Brennwertgeräte.
Wärmepumpe:
Eine Wärmepumpe nutzt Umweltenergie zum Heizen, indem sie diese verdichtet und auf eine höhere Temperatur bringt. Besonders effizient arbeitet die Wärmepumpe, wenn der Temperaturunterschied zwischen der Umweltenergiequelle und der Heizungsvorlauftemperatur gering ist. Dadurch muss der Kompressor weniger arbeiten, was die Strom- oder Gaskosten senkt. Um eine Wärmepumpenheizung effizient und kostensparend zu betreiben, sollte daher die Vorlauftemperatur der Heizung entsprechend niedrig eingestellt werden.
Wissenswert:
Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V) hat im März 2024 ihre Richtlinie (DIN V 18599 für das Gebäudeenergiegesetz GEG und Richtlinie VDI 4650 Blatt 1) angepasst und erlaubt nun Vorlauftemperaturen bis zu 60 Grad Celsius für Standard-Wärmepumpen.
Solarthermie:
Eine Solarthermieanlage gewinnt Heizwärme aus der kostenlosen solaren Strahlung. Besonders im Winter, wenn der Energiebedarf eines Hauses steigt, liefern die Kollektoren oft weniger Leistung. Wenn die Vorlauftemperatur niedrig ist, kann die gewonnene Solarenergie jedoch effizienter genutzt werden. Dies erhöht die Kapazität der Pufferspeicher und ermöglicht eine längere Pause der konventionellen Heizung. Dadurch werden sowohl die Heizkosten gesenkt als auch die Umwelt entlastet.
Brennwerttechnik:
Auch die Brennwerttechnik, die in modernen Öl- oder Gasheizungen verwendet wird, arbeitet effizienter bei niedriger Vorlauftemperatur. Dies liegt daran, dass Brennwertanlagen zusätzlich Energie aus den heißen Abgasen gewinnen. Dabei werden die Abgase mit dem Rücklaufwasser abgekühlt, wodurch die enthaltene Feuchtigkeit kondensiert und zusätzliche Wärme freigesetzt wird. das richtig funktioniert, sollten die Temperaturen im Rücklauf und damit auch die im Vorlauf niedrig sein.