Basiswissen: hydraulischer Abgleich
Mehr als zwei Drittel des Endenergieverbrauchs privater Haushalte entfallen auf die Beheizung der Wohnräume. Im Jahr 2019 lag der Anteil der in privaten Haushalten für Heizung und Warmwasserbereitung genutzten Endenergie am gesamten Energieverbrauch in Deutschland bei gut einem Viertel.
In diesem Bereich liegt ein erhebliches Einsparpotenzial. Laut dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sind bis zu vier Millionen Heizungsanlagen in Deutschland veraltet und aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs und der damit verbundenen Umweltbelastung dringend sanierungsbedürftig. Jedes Jahr kommen etwa 300.000 Heizungen hinzu, die das Alter von 25 Jahren überschreiten und somit ineffizient arbeiten.
Seit der Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Februar 2002 ist das Niedrigenergiehaus (NEH) zum Standard geworden. Gebäude, die nach dem Stand der Wärmeschutzverordnung von 1995 (WSchV) errichtet wurden, sowie Niedrig- oder Passivenergiehäuser, bieten – vorausgesetzt sie sind sachgemäß ausgeführt – eine solide Grundlage für eine signifikante Reduzierung des Energieverbrauchs.
Inhalt im Überblick
Energieeinsparungen entlasten sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel.
Ähnlich wie bei einem Auto, bei dem das umweltfreundlichste Fahrzeug dasjenige ist, das nicht fährt und somit keinen Kraftstoff verbraucht, gilt es auch bei Heizungsanlagen in erster Linie, den Energiebedarf zu senken. Dies lässt sich durch eine wirtschaftlich sinnvolle Reduktion der Transmissions- und Lüftungswärmeverluste, insbesondere im Neubau, erreichen.
Die wahre Herausforderung liegt jedoch in den zahlreichen Bestandsgebäuden. Über 90 % der Wohn- und Nutzflächen entfallen auf Gebäude, die vor dem Inkrafttreten der Wärmeschutzverordnung von 1995 errichtet wurden. Diese älteren Gebäude benötigen über 95 % der Energie, die für die Deckung des Heizbedarfs erforderlich ist.
Aber was hat das mit dem hydraulischen Abgleich zu tun?
Sehr viel. Denn die Reduzierung des Heizwärmebedarfs durch Maßnahmen wie verbesserte Wärmedämmung, Wärmeschutzverglasung und Winddichtigkeit ist nur ein Teil der energetischen Optimierung.
Veränderte Randbedingungen, wie etwa ein reduzierter Wärmebedarf oder eine kontrollierte Wohnraumlüftung, wirken sich direkt auf die Anlagentechnik aus und erfordern eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten. Bleibt diese Anpassung aus, werden die erwarteten Energieeinsparungen häufig nicht erreicht, was zu Enttäuschung führt.
Auch ohne bauliche Verbesserungen bietet der hydraulische Abgleich von bestehenden Heizungsanlagen ein erhebliches Einsparpotenzial. Dies ist nicht nur theoretisch nachweisbar, sondern wurde auch in zahlreichen Feldversuchen bestätigt und dokumentiert. Zudem ist diese Maßnahme vergleichsweise kostengünstig.
Nachteil: Eine Heizungsanlage ist ein komplexes System mit vielen Variablen und unbekannten Faktoren.
Hier setze ich an: Mein Ziel ist es, das Thema ganzheitlich zu betrachten und praktikable Lösungsansätze aufzuzeigen, die die Umsetzung gewährleisten. Dabei möchte ich die Brücke schlagen zwischen der notwendigen Theorie und der Praxis, ohne die nichts funktioniert.
Die physikalischen Grundlagen sind gut dokumentiert und in zahlreichen Fachpublikationen nachzulesen. Doch es gibt Aspekte, die man einfach wissen muss. Wer die Funktionsweise der einzelnen Komponenten versteht, ist dem Systemdenken – das für mich von entscheidender Bedeutung ist – bereits einen Schritt näher.
Es geht darum, Einsparpotenziale zu erkennen, Produktkenntnisse zu erwerben, Abhängigkeiten zu verstehen und die Werkzeuge zur Berechnung zu beherrschen. Diese vier Schritte sind entscheidend für den Erfolg in der Praxis – der Kreis muss sich schließen. Während Einsparpotenziale und Produktkenntnisse relativ einfach vermittelbar sind, gestaltet sich das Systemdenken oft schwieriger. Nicht selten scheitert der hydraulische Abgleich an ungeeigneter, schwer bedienbarer Software.
Es ist daher von großer Bedeutung, ein Gespür für Zahlen, Werte und Größenordnungen zu entwickeln, um durch präzise Berechnungen ein wirtschaftlich sinnvolles und praktikables Ergebnis zu erzielen.